Jedes Jahr im Frühling bange ich um das Leben meines alten Nussbaumes. Er müsste an die sechzig bis siebzig Jahre sein. Den Baum gab es jedenfalls schon bevor das Haus gebaut wurde, so ist es von den Vorfahren überliefert. Jedes Jahr kränkelt ein wenig mehr, Äste sterben ab und fallen bei starkem Wind zu Boden, und überall sind Löcher zu sehen, in denen jetzt die Vögel ihre Nester bauen.
Den Schnabel voll mit wirrem Baumaterial verschwinden sie eifrig im Baum um gleich danach wieder auszufliegen und ihr Werk zu vollenden. Ich habe auch drei Nistkästen, die ich einmal von einem Bekannten aus Sachsen bekommen habe. Die Herkunft tut nichts zur Sache, die Vögel scheinen sich in den Baumhotels recht wohl zu fühlen, auf jeden Fall sind sie auch in dieser Saison längst ausgebucht.
Wie viel Leben trotz aller Schwäche in dem alten Baum noch steckt, überrascht mich immer wieder. Als würde er mir zeigen wollen, wer er einmal war und noch immer sein kann. Er ist nicht nur Heimat der nistenden Vögel. Der Buntsprecht ist ein regelmäßiger Besucher und auch für die Eichkätzchen der Umgebung ist er ein beliebter Treffpunkt. Ich möchte ihn nicht missen. Egal dass die Nüsse klein sind und die Ernte nicht mehr ergiebig. In Nachbarin´s Garten steht genau das Gegenteil – ein Prachtstück von Nussbaum, der vor Vitalität nur so strotzt. Die beiden haben Blickkontakt und vielleicht haben sie sich ja abgesprochen – der eine schaut auf den anderen, und jeder hat so seine Qualitäten. Möge mein Nussbaum noch lange durchhalten und alle erfreuen, er gehört zum Garten und er gehört zu mir.
Ein Gedanke zu “Geliebter alter Nussbaum”