Strelitzie: Bunt wie ein Papagei

Neben meiner Avocado steht eine Strelitzie, die ich viele Jahre in meiner Obhut weiß. Im Sommer draußen auf der Terrasse und im Winter im Haus, erfreut sie mich jeden Jänner verlässlich mit ihren bunten Blüten. Daher stammt vermutlich auch der Name „Paradiesvogelblume“ oder „Papageienblume“. Ich kann die Pflanze nur wärmstens empfehlen. Sie ist völlig pflegeleicht und wie ich finde, immer schön anzusehen. Auch ohne Blüten gibt sie einiges her. Pflanzenbewerber würden die Papageienblume wohl als Strukturpflanze beschreiben und für moderne Haushalte als geeignet empfehlen: klare Linien, große graublaue Blätter, lanzettenförmig und mit einer ledrigen Anmutung. Na und die Blüten erst! Schillernd in orange und blau, bizarr in der Form. Wie der Kamm eines bunten Hahns stehen die Blütenspitzen weg. Genug beworben?

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Zur Pflege ist wirklich nicht viel zu sagen. Dass sie keine Staunässe verträgt, klar, ist ja keine Sumpfpflanze. Oft wird sie als mediterran bezeichnet, obwohl sie eigentlich aus Süd-Afrika stammt. Wie bei meiner ersten Weihnachtssternsichtung, eine Strelitzie am Naturstandort kam mir das erste Mal in Ost-Afrika am Straßenrand unter, ich glaube es war Ruanda. Was immer mit mediterran ausgedrückt werden soll, es hilft, die Pflanzen dort zu sehen, wo sie herkommen und ein ganz verzückendes Erlebnis ist es jedes Mal. 

Bei mir steht der eigentliche Topf in einem Übertopf, der unten aber noch viel Platz lässt. Sollte ich tatsächlich einmal zu viel gießen, so rinnt das Wasser schlicht ab. Aber ich bin sowieso nicht der „Zuvielgießtyp“. Im Frühjahr werde ich die Strelitzie teilen, denn beim herbstlichen Einräumen in das Haus bemerkte ich schon, dass zu viele, fleischige Wurzeln unten aus dem Topf ragen. Höchste Zeit zum Umtopfen. Ich bin sicher, ein Gartenfreund freut sich über einen Ableger, ich habe auch schon jemand vorgesehen.

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Weihnachtsstern ade!

Die ersten Christbäume liegen abholbereit vor den Häusern, vertrocknete Adventkränze sind längst zerlegt, Weihnachtssterne landen am Kompost. Ein tristes Ende für die temporär so wichtige Pflanzendekoration. Dabei muss ich an die schönen Weihnachtssterne an ihren Naturstandorten denken. Das erste Mal gesehen habe ich sie in Ruanda. Auf einmal leuchtete aus der Ferne ein roter, meterhoher Weihnachtsstern aus einer Hecke heraus. Ein ungewöhnlicher Anblick für mich, der später völlig normal wurde. Denn immer wieder entdeckte ich die Pflanze auf anderen Reisen, zuletzt in Äthiopien.

In meinem Haus scheidet der Winter nicht langsam, der Frühling zieht bei mir abrupt ein. Weihnachtsbaum hatte ich keinen, der Adventkranz mit Zutaten aus dem eigenen Garten ist verbrannt bzw. der Eisenkranz für nächstes Jahr verstaut und die Weihnachtssterne sahen zuletzt aus wie räudige Hunde, nur noch hier und da vereinzelte Blätter. Dafür blühen die Magnolien und Kirschzweige in drei Varianten. Bei meiner umfangreichen „Ich lichte den Garten aus-Aktion“ gegen Jahresende, fielen zahlreiche Blütenzweige ab, die sich in der Vase gut machen und nun den Winter zumindest drinnen austreiben.

Auch der Avocadobaum, der sich nur langsam erholt, blüht wie jedes Jahr um diese Zeit. Damit die Blüten nicht zu viel Kraft kosten, zwicke ich die unteren Knospen mit den Fingern ab. Früchte reifen ohnedies nie aus und ich hoffe, dass der Baum bei sorgsamer Pflege und Zuwendung so zu neuer Hochform kommt.

Eine lächerlich kleine Avocadopflanze steht seit Herbst neben dem großen Baum. Ich habe sie beim Aufräumen im Hochbeet entdeckt und in einen Topf gepflanzt. Naja, vielleicht hilft ja die gegenseitige Gesellschaft, obwohl sie mir eher als Hohn für den großen Baum und entmutigend für die Minipflanze erscheint. Abwarten! Ich dachte daran,  für beide als Vorbild den schönsten aller Avocadobäume anzubringen, den ich in Kigali (Ruanda) gesehen habe. Uralt, unvergesslich, Ehrfurcht – grad dass ich nicht niederkniete vor diesem Prachtexemplar.

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Molucca, fremdes Kraut

Zwei kolorierte Kupferstiche aus dem 17. Jahrhundert zieren nun meine Wände, ein im mehrfachen Sinn wertvolles Geschenk einer ganz besonderen Freundin zu meinem Geburtstag. Lange stand so ein Kupferstich auf meiner Wunschliste und nun erfreue ich mich jeden Tag daran. Was mich an dieser Kunstform besonders fasziniert, ist das weitreichende Wissen um Botanik und die gekonnte Darstellung derselben. Außerdem geben sie einen interessanten Einblick in die Pflanzenwelt längst vergangener Zeiten.

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Die Bilder stammen aus der umfassenden Sammlung „Hortus Eystettensis“, die die ganze Pracht und Vielfalt des botanischen Renaissance-Gartens des Fürstenbischofs Johann Conrad von Gemmingen (1561-1612) widerspiegeln. Der Nürnberger Apotheker und Künstler Basilius Besler (1561-1629) fertigte insgesamt 367 Kupfertafeln an, in denen er akribisch und kunstvoll zugleich alle Pflanzen des mittelalterlichen Gartens von Eichstätt dokumentierte.

img_3128Melissa Moldavica und Molucca Levis sind auf dem linken Bild kunstvoll dargestellt, während Ligustrum und Guaiacana auf dem rechten Bild zu sehen sind.

Hans von Trotha zitiert in seinem Buch Gartenkunst den Philosophen Bertrand Russell: „Wenn ich mit einem intellektuellen Freund spreche,  festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt“.

Diese Überlegungen kann ich gut nachvollziehen. Was brauche ich vom Glück zu träumen, wenn es in meinem Garten schon bereit liegt. Betrachte ich meine zwei kunstvollen Bilder, so ist es, als würde ich einen flüchtigen Blick in die Vergangenheit erhaschen und ein Garten wird lebendig, der die Menschen damals genauso berührte. So schön, dass ich jetzt ein Stück vom Paradies an meiner Wand habe, das ich mir jederzeit erschließen kann.

Trotha: „Betrachtet man einen idealen Renaissancegarten, so sieht man einen Raum, in dem Architektur, Kunst, Natur und Landschaft ein harmonisches Ganzes bilden, um dem Menschen den idealen Raum für seine Entfaltung zu geben: zum Verweilen, zur Lektüre, für die Kunst, für die Liebe, zum philosophischen Gespräch, zur Erholung, dazu er selbst zu sein oder zu werden. Das ist eine Vorstellung vom Paradies, die um die Vorstellung vom Menschen im Paradies erweitert ist – ein zutiefst humanistischer und gleichzeitig zutiefst religiöser Gedanke“.