Gemma Gartenrestl schaun

Die meisten Blüten sind dahin, bald werden die Blätter den Farbcode im Garten bestimmen. Hier und dort eine vereinzelte Blüte, einige Dalien, verblühte Stauden, Fruchtstände, Samen. Während sich die Sommer- und Herbstblumen verabschieden, kommen andere Stauden erst jetzt zur Geltung. Chrysanthemen geben dem Garten im Spätherbst noch einmal so richtig Schub. Voriges Jahr in der Gärtnerei neben dem Karl Förster Garten bei Potsdam gekauft, bilden sie schon nach einer Saison kräftige Horste. Leider sind zwei Sorten bald nach dem Pflanzen den gefräßigen Schnecken zum Opfer gefallen. Bis ich es bemerkte war nichts mehr zu retten, außer dem Pflanzschild, das ich zumindest beim Einzug in den Garten immer dran lasse, damit ich bei Bedarf die Sorte ablesen kann. Meistens vergilbt das Schild nach dem ersten Sommer, den Namen habe ich dann längst vergessen und es ist auch völlig egal wie die Blume heißt – sie gehört dann einfach dazu. Schließlich sind auch Blumennamen Schall und Rauch.

Jetzt wird auch der Weg durch den Garten wieder zum Spießrutenlauf. Jeden Tag ein paar neue Maulwurfshügel, einer höher als der andere, als wollten sich die Viecher gegenseitig etwas beweisen. Am Ende trainiert sich da eine unterirdisch Maulwurfsmannschaft für eine olympische Disziplin hoch um im Frühling auch noch bei den Damen überirdisch zu glänzen?

Außerdem frage ich mich, ob die Größe des Erdhaufens vielleicht ein Indiz für den bevorstehenden Winter sein könnte. Je höher, desto kälter? Je mehr, desto länger? Naja, wir werden sehen. Und überhaupt bin ich nicht sicher, ob der eine oder andere Hügel nicht einer Wühlmaus entspringt, worüber ich nicht sehr erfreut wäre.

Zeitig im Frühling setzte ich ein Artischockenpflänzchen. Ich mag die Früchte, wenngleich ich hier keine großen Ernteerwartungen gehabt hätte, mir gefallen auch die Wuchsform und die schöne lila Blüte. Am nächsten Tag allerdings war die kleine Pflanze wie vom Erdboden verschluckt, keine angeknabberten Blätter, keine Reste, gar nichts. Nach dem nächsten und dritten Versuch war mir klar, dass nicht der Erdboden schluckt, sondern vermutlich eine Wühlmaus sich da unten das Bäuchlein wohlig streichelte, ob des verlässlichen Nachschubs von oben. Nicht mit mir, die Idee mit der Artischocke habe ich dann gelassen. Zumindest bis zum nächsten Frühjahr.

Wohliges von draußen und drinnen

Dieser September war ganz nach meinem Geschmack. Viele schöne Wanderungen und Bergtouren führten dazu, dass ich mich so richtig aufgetankt und wohlig fühle. Auch wenn der vergangene Monat außergewöhnlich angenehm war, so heißt das nicht, dass nicht auch der Oktober noch wärmende Sonnentage zu bieten hat. Bis zur grauen Jahreszeit bleibt sicher noch genug Zeit, um sich über die beginnende Herbstfärbung zu freuen, schöne Disteln und die letzten Enziane zu entdecken, Farben und Geruch des Herbstes und den Rückzug der Natur auch für sich selber wahrzunehmen. Langsam wendet sich der Blick wieder stärker nach innen. Und so passt es nur zu gut, dass mein Avocadobaum nach dem Rückschnitt wieder zu zaghaftem Leben erwacht, ich hatte im vorigen Blogbeitrag ja von unserer ganz besonderen Beziehung erzählt. Ich bin also zuversichtlich, dass wir dem Jahresende versöhnt entgegen blicken können.

Eine besondere Entdeckung machte ich gestern bei meiner Yucca, indoor wohl bemerkt. Auch sie wollte ich schon kappen und neu einsetzen. Nicht, dass jetzt nicht der Eindruck entsteht, ich wüte wie ein Berserker unter meinen Topfpflanzen, natürlich nicht, es handelt sich hier um eine reine Koinzidenz zweier Pflanzen, die einfach zu groß wurden mit der Zeit. Die Yucca wächst nicht nur zielstrebig ihrem Glasdach entgegen, sondern sie ist mittlerweile so kopflastig, dass ich einen Umsturz befürchte und Bilder vom traditionellen Maibaumfällen zur falschen Jahreszeit auftauchen.

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Nun ja, nach ungefähr zwanzig Jahren blüht diese Yucca jetzt ziemlich überraschend. Ich kenne diese Pflanzen sonst nur verzweifelt auf irgendwelchen einsamen Verkehrsinseln wachsen oder meist stehen sie recht unpassend und tatsächlich nicht im Garten integriert. Mein Herz schlägt nun wirklich nicht für Yuccas, weder drinnen noch draußen. Noch dazu hat mir einmal eine Feng-Shui Anhängerin erzählt, dass die spitzen Blätter sich nachteilig auf die Aura im Haus auswirken. Es muss sich um eine flüchtige Bekanntschaft gehandelt haben, denn ich kann weder dem Esoterik-Genre etwas abgewinnen noch kann ich mich an die Person erinnern, die Aussage blieb aber irgendwie hängen. Außerdem bestätigt die Praxis das Gegenteil: ich fühle mich in meinem Wintergarten pudelwohl!