Molucca, fremdes Kraut

Zwei kolorierte Kupferstiche aus dem 17. Jahrhundert zieren nun meine Wände, ein im mehrfachen Sinn wertvolles Geschenk einer ganz besonderen Freundin zu meinem Geburtstag. Lange stand so ein Kupferstich auf meiner Wunschliste und nun erfreue ich mich jeden Tag daran. Was mich an dieser Kunstform besonders fasziniert, ist das weitreichende Wissen um Botanik und die gekonnte Darstellung derselben. Außerdem geben sie einen interessanten Einblick in die Pflanzenwelt längst vergangener Zeiten.

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Die Bilder stammen aus der umfassenden Sammlung „Hortus Eystettensis“, die die ganze Pracht und Vielfalt des botanischen Renaissance-Gartens des Fürstenbischofs Johann Conrad von Gemmingen (1561-1612) widerspiegeln. Der Nürnberger Apotheker und Künstler Basilius Besler (1561-1629) fertigte insgesamt 367 Kupfertafeln an, in denen er akribisch und kunstvoll zugleich alle Pflanzen des mittelalterlichen Gartens von Eichstätt dokumentierte.

img_3128Melissa Moldavica und Molucca Levis sind auf dem linken Bild kunstvoll dargestellt, während Ligustrum und Guaiacana auf dem rechten Bild zu sehen sind.

Hans von Trotha zitiert in seinem Buch Gartenkunst den Philosophen Bertrand Russell: „Wenn ich mit einem intellektuellen Freund spreche,  festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt“.

Diese Überlegungen kann ich gut nachvollziehen. Was brauche ich vom Glück zu träumen, wenn es in meinem Garten schon bereit liegt. Betrachte ich meine zwei kunstvollen Bilder, so ist es, als würde ich einen flüchtigen Blick in die Vergangenheit erhaschen und ein Garten wird lebendig, der die Menschen damals genauso berührte. So schön, dass ich jetzt ein Stück vom Paradies an meiner Wand habe, das ich mir jederzeit erschließen kann.

Trotha: „Betrachtet man einen idealen Renaissancegarten, so sieht man einen Raum, in dem Architektur, Kunst, Natur und Landschaft ein harmonisches Ganzes bilden, um dem Menschen den idealen Raum für seine Entfaltung zu geben: zum Verweilen, zur Lektüre, für die Kunst, für die Liebe, zum philosophischen Gespräch, zur Erholung, dazu er selbst zu sein oder zu werden. Das ist eine Vorstellung vom Paradies, die um die Vorstellung vom Menschen im Paradies erweitert ist – ein zutiefst humanistischer und gleichzeitig zutiefst religiöser Gedanke“.

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