Herbergssuche des Weihnachtshuhns

Während sich andere Familien um die Weihnachtsgans scharen, oder ein Brathuhn im Backofen zur knusprigen Höchstform kommt, schaut bei mir ein lebendiges Weihnachtshuhn vorbei. Und ich denke nicht daran, es in einen anderen Aggregatzustand zu bringen. Gott im Himmel, niemals würde ich es wagen, dem Huhn auch nur eine Feder zu zupfen. Die Freundschaft meiner treuesten Freundin stünde ernsthaft am Spiel, nein, ich bin sogar sicher: ein Unheil über das Huhn, von mir verursacht, würde das Ende bedeuten, und ich meine damit nicht das Ende des Huhns.

Also habe ich beschlossen, solange für einen angenehmen Aufenthalt in meinem Garten zu sorgen, bis das Huhn seine weihnachtliche Herbergssuche beendet, oder im besten Fall zur Hühnerfamilie zurück findet – zwei Gärten weiter bei meiner Freundin, wo das eigentliche Zuhause ist. Die Hühner der Freundin, fünf Stück hoch, bevorzugen es neuerdings im Viburnum zu nächtigen. Trotz vieler – meiner Ansicht nach recht überzeugende Argumente –  sie mit Shrimps, Mais und anderen Köstlichkeiten  zu locken, manchmal bevorzugen die Tiere eben das Abenteuer und nicht den schützenden Hühnerstall. Marder, Katzen und Hunde zeigen jedenfalls großes Interesse an den Hühnern.

So kam es, dass nach einem nächtlichen Überfall die Tiere auf drei Gärten verstreut waren. Nun, das Zusammentreiben von fünf Hühnern ist nicht ganz einfach. Vier sitzen mittlerweile zwar etwas traumatisiert, aber immerhin lebendig im schützenden Hühnerhaus. Das fünfte Huhn hingegen, streunt in meinem Garten herum. Ein Versuch es zu fangen, scheiterte kläglich. Man darf nicht vergessen: Hühner beherrschen die dritte Dimension und  flattern sogar in den Kirschbaum hoch. Da muss ich echt passen.

Wie die Geschichte endet ist nicht absehbar. Ich hoffe, auf ein Weihnachtswunder und wünsche mir, dass das verlorene Huhn bald wieder zu seiner Familie kommt. Bis dahin, gewähre ich gerne ihm gerne Unterschlupf und versorge es mit trockenen Weihnachtskeksen.