Seit einer Woche besitzen wir Hühner, Wyan Dotten, Zwerg Wyandotten wie sich bald herausgestellt hat, betrachtet man die niedlichen, etwas kleineren Eier. Heute gackern sie friedlich in ihrem Revier, marschieren morgens im Gänsemarsch aus ihrem Häuschen und bei Dämmerung wieder retour. Begonnen hat es aber gar nicht so idyllisch. Wie das halt so ist, wenn man sich als Frischling oder besser als Neuling, Hühner im Garten einbildet. Die Idee hatten meine Freundin und ich schon vor einiger Zeit. Was meine Freundin und mich trennt ist ein Garten dazwischen, leider nicht untertunnelt wie wir immer wieder mit Bedauern feststellen. Was uns verbindet ist eine lange und enge Freundschaft. Nachdem die Idee immer realer wurde, fand sie jemand, der ein Hühnerhaus errichten konnte und die Einzäunung sicherte, las Bücher über Hühnerhaltung und ich machte auf die Suche nach besagter Hühnerrasse und schrieb einem Züchter, der mir gleich einige Bezugs-Adressen nannte. Fünf einjährige Hühner wurde reserviert, das Häuschen im Garten meiner Freundin beauftragt. Vor Ostern holten wir schließlich die Hühner aus Seitenstetten ab. Ein schwarzes, zwei braune und zwei graue Hühner wurden eingefangen, in zwei Katzenkörbchen als Transportmittel gesteckt und schon ging es zurück nach Linz. Ziemliche Stille im Auto, nur einmal kurzes Gegacker, da wurde während der Fahrt ein Ei gelegt wie sich später herausstellte.
Die Ankunft war perfekt, die Hühner erkundeten ihr Gehege, alles schien bestens, Ostern konnte kommen. Gegen Abend kam ein Anruf: Die Hühner sind ausgekommen! Vier konnten wir gemeinsam mit meinen Töchtern im restlichen Garten wieder einfangen, eines schien verloren. Auch eine erweiterte Suche, die mich an meine Räuber und Gendarm Zeit aus meiner Kindheit erinnerte, blieb erfolglos. So ein verlorenes Huhn kann einem ganz schön den Schlaf rauben! Am nächsten Tag arbeitete ich beim Kompost in meinem Garten und plötzlich sah ich das Huhn außerhalb des Gartenzauns friedlich und – frei interpretiert – etwas schläfrig, hocken. Ein Anruf meinerseits und ein zusätzlicher Helfer machten die Huhnjagd schließlich erfolgreich. Endlich waren alle fünf Hühner wieder vereint im Gehege.
Abends ein letzter fürsorglicher Blick nach den Hühnern: drei waren im Häuschen, die anderen beiden, braunen Hühner, saßen – nun wieder vereint und solidarisch mit der Ausreißerin – am Flieder! Hoch oben und dicht aneinander gekuschelt. Nach der zweiten Nacht am Baum beschlossen wir sie einzufangen und gezielt ins Haus zu den anderen zu bringen. Zum Glück klappte diese Mission und an den folgenden Tagen wurde es zur ganz natürlichen Routine. Vorige Woche verspeisten wir jede ein erstes Frühstücksei der eigenen Hühner, es schmeckt vorzüglich. Noch etwas: auf alle so publizierten Ratgeber zu Hühnern ist nicht wirklich Verlass. Denn auch, dass Hühner auf Schlafstangen sitzen, entpuppte sich als Mythos. In Wirklichkeit verteilen sich drei Hühner auf zwei Legeplätze, eine missbraucht das Kotblech als Schlafstätte und nur ein Huhn sitzt gehörig auf der Stange. Vielleicht sollte ich meinen eigenen Ratgeber über Hühner im Garten schreiben, irgendwann einmal.
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