Türkenbundlilien im Nationalpark Mercantour

Die edlen und intensiv duftenden Türkenbundlilien gibt es auch bei uns in den Kalkalpen. Sie sind selten und daher streng geschützt. Ich kenne einige Plätze, wo vereinzelte Pflanzen zu finden sind und die Freude über ein blühendes Exemplar ist jedes Jahr wiederkehrend groß.

Was ich allerdings bei meinem Bergurlaub in den französischen Meeralpen gesehen habe, ist unbeschreiblich. In der Nähe unserer Herberge, einer einfachen und urgemütlichen Gite im Col de la Cayolle auf rund 1.800 Meter Seehöhe gelegen, befinden sich ganze Wiesen mit Türkenbundlilien. Gleich beim ersten Abendspaziergang direkt von der Herberge weg, entdeckten wir praktisch hinter dem Haus den Hang entlang hunderte von Türkenbundlilien. Dicht an dicht mit vielen anderen wunderbaren Wiesenblumen als schmuckes „Beiwerk“ stehen sie in aller Pracht und Eleganz. Ich war schlicht überwältigt. Nahezu jeden Abend wiederholten wir die Runde und beobachteten, wie sich die Blüten im Laufe der Woche immer weiter öffneten und ihren betörenden Duft verbreiteten.

Es ist kaum vorstellbar, dass diese Wiesen routinemäßig gemäht werden, oder dass Kühe und Schafe die Pflanzen fressen wie Klee und Heu. Ich will mir das auch gar nicht vorstellen, denn einmal als ich bei der abendlichen Runde aussetzte und meine Freunde zurück kamen, wollten sie mir mit der erfundenen Nachricht, dass die Wiese mittlerweile gemäht wurde, einen Schrecken versetzen, was ehrlich gesagt auch gelungen ist. So eine Pracht würde ich am liebsten konservieren, aber genau das lässt sich mit der Natur zum Glück nicht anstellen. Sogar die Passstraße entlang und auf einigen Bergtouren begegnet einem der Türkenbund immer wieder. Eine derartige Fülle auf so großen Flächen hat mich tief beeindruckt, sie bleibt für immer unvergesslich.

Über die ausgesprochen vielfältige, wunderhübsche Flora in den französischen Meeralpen und einige besondere Raritäten werde ich in einem nächsten Blog gesondert erzählen.

Trollblumen so weit das Auge reicht

Trollblumenwiesen sind für mich der Inbegriff von Frühling im Gebirge. Wenn ich Kinderheitserinnerungen an Wanderungen mit meinem Vater abrufe, dann sind diese mit Bildern von großen Wiesen und Almen voll mit Narzissen, Wollgras, Knabenkraut und unendlich vielen Trollblumen verbunden. Ich kann viele Orte benennen, wo diese zauberhafte Mischung zu finden ist. Primär handelt es sich in solch einem Fall um feuchte Wiesen. Alle diese Pflanzen mögen derartige Bedingungen, ja sie brauchen sie notwendiger Weise zum Gedeihen.

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Auf meiner Wanderung dieses Wochenende begleiteten mich kilometerlang die Trollblumen mit ihren kugelförmigen, gelben Blüten. Trollblumen (Trollius europaeus) gehören zu den Hahnenfußgewächsen (Ranunculaceae) und sind – zumindest bei uns in Oberösterreich – geschützt. Der Name könnte sich wegen der runden Blüten vom Althochdeutschen „trol“ ableiten, oder aber auch vom lateinischen „trullus“, ein Begriff für kugelige Gefäße.

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Die Wanderung führte mich nach Windischgarsten, meiner zweiten Heimat und meinem Lieblingsgebiet Nationalpark Kalkalpen. Von dort fahre ich bergauf weiter zum sogenannten Haslersgatter wo ich das Auto parke. Zuerst führt der Schotterweg leicht bergab zum „Rumpelmayrreicht“, der gleichnamige Bach mäandert vor sich hin und Trollblumen gibt es auf den Wiesen soweit das Auge reicht. Der erste Enzian blitzt tiefblau aus einer Kalkwand hervor.

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Dann durch den Buchenwald bis zu einem Badeplatz an der krummen Steyerling wo ich mich im Hochsommer nach einer Bergtour gerne erfrische. Wieder durch den Wald leicht bergauf zur nichtbewirtschafteten Weingartalm – links führt ein steiler Weg auf den Größtenberg mit wunderbarer Aussicht. Heute lasse ich ihn allerdings aus und gehe die Runde weiter auf einem leicht kupierten Waldweg bis ich zur verfallenen Groiß´nalm komme. Der weite Blick auf die mächtigen Hallermauern im Hintergrund erfreut mich jedes Mal aufs Neue.

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Die letzte halbe Stunde der Dreistundenrunde gehe ich auf dem Langfirst zum Parkplatz zurück. Im Sommer und Herbst ist diese Schotterstraße der Anfangspunkt einer tollen Radtour am Hengstpass. Keinem Menschen begegne ich auf meiner Wanderung, nur Ruhe, wunderbare Natur, schöne Pflanzen und viele Ausblicke.

Elegante Blütenpracht in Weiß

Heuer werde ich so reich belohnt. Vor Kurzem noch staunte ich über die ersten Blüten des Taschentuchbaums und schon steht der Blumenhartriegel (Cornus kousa chinensis) in Blüte. Auch er zeigt heuer erstmals was er zu bieten hat. Der Strauch ist schon viele Jahre alt und trotzdem blüht er dieses Jahr erstmals so richtig. Ich wählte diese Sorte damals aus, weil mir die zarten weißen Blüten besonders elegant erschienen. Tatsächlich ist es so, dass das ganze Ensemble einfach bezaubernd ist, vom Wuchs bis zu Blüte und das vom Frühling bis zum Herbst. Denn dann erscheinen aus den ehemaligen Blüten rote Beeren, die wie große runde Erdbeeren aussehen und das Laub färbt sich kräftig rot und orange. Eine Pracht, die in keinem Garten fehlen sollte.

An einer anderen Stelle im Garten blüht jetzt die Sommermagnolie (Magnolia sieboldii). Die Blüten sehen aus wie ein Kelch aus mehreren rundlichen, weißen Blütenblättern. Mittig steht ein roter Kranz aus Staubgefäßen, der wunderbar zum Weiß der Blüten kontrastiert. Zudem duften die Blüten wie eine geheimnisvolle, exotische Frucht aus einem fernen Land.

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Für beide Sträucher gilt, auf gar keinen Fall zurück schneiden. Einfach wachsen lassen, jedes Jahr beobachten wie die Form noch schöner zur Geltung kommt und sich an der weißen eleganten Blütenpracht erfreuen.

Pflanzen in Äthiopiens Semienbergen

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Heute möchte ich einfach einen bildhaften Rückblick auf meine Äthiopienreise zu Jahresbeginn geben. Ich erinnere mich zu gerne an eine anstrengende, aber ganz tolle Reise mit vielen wunderbaren Eindrücken und hier natürlich der Schwerpunkt: Pflanzen.

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Bin dann mal kurz Wandern

Das Pfingstwochenende ließ ja kaum Regenlücken für eine ausgiebige Aktivität in der Natur. Trotzdem hatte ich am Samstag ein unbändiges Kribbeln in den Beinen, packte den Hund und fuhr ins Voralpenland. Der Wettergott zog auf der kurzen Wanderung alle Register, von Sonnenschein, über Nieseln bis Graupeln und ziemlich scharfem Wind.

Wenn man eine Strecke jedes Jahr, oder gar mehrmals im Jahr geht, sind viele Plätze abgespeichert, wo die eine oder andere vertraute Blume steht. Und so freute ich mich gestern auf das erste Knabenkraut (eine Orchideenart) da rechts oben, am Sonnenhang entlang der Schotterstraße , auf noch nicht ganz aufgeblühte Waldvögelchen (Cephalanthera) entlang des Weges, die hübsche Bergflockenblume unterhalb eines Felsen, weiter oben am Hangrücken auf ganz frischen Bärlauch und die bizarren Blätter des schwarzen Germer (Veratrum niger) und die Primeln, deren Blüten nun zur Neige gehen.

Die großzügigen Wiesen oberhalb der Bauernhöfe sind über und über voll mit bunten Blumen. Voriges Jahr fotografierte ich den wunderhübschen Blumenstrauß. Gestern habe ich wieder Blumen für einen bunten Strauß zusammengetragen. Siehe da, Nelken, Akelei, Storchenschnabel, Glockenblumen, und vielerlei andere Wiesenblumen finden sich auch in meinem jetzigen Frühlingsblumenstrauß wieder. Ich hatte eigentlich angenommen, dass die Vegetation heuer – bedingt durch den milden Winter und die vielen warmen Frühlingstage – ihrer Zeit voraus wäre.

 

Zum Heulen schön, du Taschentuchbaum

Wer ein paar Tränen verdrücken will, egal ob aus Freude oder vor Trauer, der ist jetzt in meinem Garten herzlich Willkommen. Ich kann Trost spenden, besser gesagt, meine Davidia involucrata. Der Taschentuchbaum blüht heuer zum ersten Mal so richtig und das löst bei mir ehrlich gesagt fast Freudentränen aus. Denn lange habe ich darauf gewartet.

Vor rund zehn Jahren wurde der Strauch von mir gepflanzt. Ich war damals auf einer Gartenreise in England. Wir besuchten einen entzückenden Cottagegarten, typisches englisches Häuschen mit Reetdach, der Garten und die Pflanzen wie aus einem verzaubernden Märchen, auf jeden Fall stand dort eine Davidia in voller Blüte. Ich kannte den Baum zwar schon davor, aber hier fiel meine endgültige Entscheidung – ich brauche eine Davidia. Wieder zu Hause beauftragte ich eine Gärtnerei mit der Bestellung, lagernd gab es die Exotin nicht.

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In den Morgen – und Abendstunden ist der sonst nicht so starke Kontrast zwischen Blätter und Blüten am besten erkennbar. Besonders hübsch finde ich, wenn die zwei weißen, hängenden Blütenblätter mit dem schwarzen Knopf in der Mitte zierlich im Wind tänzeln. Dann ein paar Minuten auf der Liege darunter Platz nehmen und in den Himmel träumen. Gibt´s etwas Schöneres?

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Vitamine selbstgebastelt

Der Freitagnachmittag war der Vitaminvorsorge gewidmet. Die Salatpflanzen im Hochbeet haben sich mittlerweile prächtig entwickelt und sogar den Schneesturm vor einigen Tagen ohne Schaden überstanden. Bald werde ich den ersten Salat ernten können. Besonders freue ich mich auf die Sorte Forellenschluss, so nett der Name und auch sein Aussehen finde ich besonders hübsch. Vom Rhabarber gleich daneben konnte ich schon einige Stängel ernten und zu Kuchen verarbeiten.

Salat Forellenschluss
Sorte Forellenschluss
 
Vitamine mit Rhabarber
Rhabarber hat viele Vitamine
Die Tomatenpflanzen pflege ich auf unserem Wochenmarkt zu kaufen, sie haben sich noch jedes Jahr als besonders robust und weitgehend krankheitsresistent bewährt. Einige setzten bereits erste Blüten an, die Buschtomate weist sogar schon kleine Früchte auf. Wie freue ich mich schon auf die sonnenwarmen, köstlichen Früchte direkt vom Strauch in den Mund geerntet.

Nichts geht über richtig reife Früchte direkt aus dem eigenen Garten. Dauergäste auf der Terrasse sind nunmehr Melanzane und Physalis. Beide haben sich als völlig problemlos und pflegeleicht erwiesen. Neu eingezogen ist eine gelbe Himbeere und eine zweite rote, ich finde, davon kann man nicht genug im Garten haben. Die Ribisel blühen verheißungsvoll, und obwohl ich noch einige vom Vorjahr im Tiefkühlfach lagernd habe, mache ich mir keine Gedanken über die Verwertung. Der Ribiselkuchen nach einem Rezept meiner Oma findet immer reißenden Zuspruch.

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Blühende Ribisel oder auch Johannesbeeren genannt
Früher hatte ich einige Obstbäume, bis schließlich Marillen- und Zwetschkenbaum innerhalb eines Jahres der „Schlag“ getroffen hat. In kürzester Zeit starben die Äste ab und die Blätter hingen vertrocknet an den Zweigen. Ein kleiner Birnbaum wächst sich gut ein und er macht große Freude, die rote Williams schenkt mir jedes Jahr ein paar süße Früchte mehr.  Mittlerweile habe ich wirklich keinen Platz mehr für neue Obstbäume. Und weil die Verlockung trotz allem immer wieder siegt, habe ich gerade wegen des Platzmangels zwei neue Obstbäume, eine Marille und eine Weichsel, in einen Topf gepflanzt. Beide stehen nun auf der Terrasse und sobald irgendwo eine Lücke auftut und der Platz passt, werde ich sie aufpflanzen.

Unlängst entdeckte ich bei Wayfair eine Grafik mit sogenanntem „Superfood“. Bei dem Gedanken, was ich davon noch alles gerne hätte, wird mir ganz schwindlig. Einer kleiner Anfang ist heuer erstmalig die Kartoffelsaat. Im Garten meiner Freundin, wo auch das schöne Glashaus steht, das heuer rechtzeitig bepflanzt wurde, starten wir erstmals einen Versuch mit eigenen Kartoffeln. Mich erinnert das an meine Kindheit, als wir am Bauernhof meiner Großeltern den Acker bestellten, ich am Traktor mitfahren durfte und alles sehr abenteuerlich fand.

Kommt in die Gärten!

Als PR Beraterin kenne ich den Leitsatz „Lass andere über dich Gutes erzählen“ nur zu gut. Als Gärtnerin folge ich ihm aus Überzeugung, wenn es um das prachtvolle Gartenreich Dessau-Wörlitz geht. Heute kam der „Gartenreichbrief“ der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz per Newsletter mit dem Titel: „Es ist Frühling – Kommt in die Gärten!“

Wer dieses Natur- und Kulturjuwel noch nicht kennt, sollte in der Tat diesem Aufruf folgen. Ich kann garantieren, dass sich ein Besuch lohnt. Im Gegenteil, mit einem Mal wird es nicht getan sein. Ihr werdet überrascht und begeistert sein, ob der Vielfalt, Dimensionen und Dichte an historischen Gärten und Bauwerken.

Nun ist für mich als Linzerin die Gegend rund um die Mittelelbe, mit fünf bis sechs Stunden Fahrzeit, ja nicht grad um die Ecke. Trotzdem war ich schon dreimal zu Gast im Dessauer Gartenreich und ich werde wieder kommen, immer wieder. Und jedes Mal etwas Neues entdecken, mich weiterbilden, inspirieren und verzaubern lassen.

Im Gartenreichbrief wird auf einen aktuellen Beitrag im MDR über das Gartenreich Dessau-Wörlitz verwiesen. Am besten ansehen, Lust holen – und folgt dem Rat einer österreichischen Exilgärtnerin: Es ist Frühling – Geht in die Gärten! Besucht Wörlitz!

Gartenreichbrief der KsDW 2_2016

Geliebter alter Nussbaum

Jedes Jahr im Frühling bange ich um das Leben meines alten Nussbaumes. Er müsste an die sechzig bis siebzig Jahre sein. Den Baum gab es jedenfalls schon bevor das Haus gebaut wurde, so ist es von den Vorfahren überliefert. Jedes Jahr kränkelt ein wenig mehr, Äste sterben ab und fallen bei starkem Wind zu Boden, und überall sind Löcher zu sehen, in denen jetzt die Vögel ihre Nester bauen.

Den Schnabel voll mit wirrem Baumaterial verschwinden sie eifrig im Baum um gleich danach wieder auszufliegen und ihr Werk zu vollenden. Ich habe auch drei Nistkästen, die ich einmal von einem Bekannten aus Sachsen bekommen habe. Die Herkunft tut nichts zur Sache, die Vögel scheinen sich in den Baumhotels recht wohl zu fühlen, auf jeden Fall sind sie auch in dieser Saison längst ausgebucht.

 

Wie viel Leben trotz aller Schwäche in dem alten Baum noch steckt, überrascht mich immer wieder. Als würde er mir zeigen wollen, wer er einmal war und noch immer sein kann. Er ist nicht nur Heimat der nistenden Vögel. Der Buntsprecht ist ein regelmäßiger Besucher und auch für die Eichkätzchen der Umgebung ist er ein beliebter Treffpunkt. Ich möchte ihn nicht missen. Egal dass die Nüsse klein sind und die Ernte nicht mehr ergiebig. In Nachbarin´s Garten steht genau das Gegenteil – ein Prachtstück von Nussbaum, der vor Vitalität nur so strotzt. Die beiden haben Blickkontakt und vielleicht haben sie sich ja abgesprochen – der eine schaut auf den anderen, und jeder hat so seine Qualitäten. Möge mein Nussbaum noch lange durchhalten und alle erfreuen, er gehört zum Garten und er gehört zu mir.

 

Glückliche Hühner und ihre Besitzer

Unlängst las ich irgendwo, dass Hühner die neuen Haustiere wären. Immer mehr Menschen, vor allem auch im städtischen Umfeld, scheinen sich für das Federvieh zu begeistern. Kein Wunder, ist doch toll jeden Tag ein frisches Frühstücksei am Tisch zu haben. Ich frage mich, welche Geschichten all jene zu erzählen hätten. Ich könnte ein Buch über unsere Hühner-Odyssee schreiben. Meine Freundin hat auch drei Hühner. Vor einem Jahr zu Ostern ging alles los. Sie ahnen schon eine lange Geschichte? Oh ja. Zuerst wurde der Hühnerstall gebaut, der eigentlich ein Palazzo ist, wenn man´s recht betrachtet. Dann wurden ganz besonders hübsche Tiere bei einem Züchter ausgesucht und ins neue Zuhause übersiedelt. Die ersten Tage, Wochen und Monate waren verständlich mit einiger Aufregung verbunden. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass man Hühner zu sich nach Hause holt und jeder will doch nur das Beste für sie. Es soll ihnen ja gut gehen, wir alle wollen doch nur glückliche Hühner.

Welches Streu, das richtige Futter, die Zeiten wenn es ab in den Stall gehen sollte – alle mussten sich aneinander gewöhnen. Öfter verschwand das eine oder andere Huhn einfach so. Trotz Pirsch im Gebüsch und Gelände, einmal sogar unter Eindringen in einen fremden, zum Glück unbewohnten Garten unterhalb des Geheges, das arme Vieh war nicht zu finden. Nach einer schlaflosen Nacht, ich meine damit meine Freundin, vielleicht auch das Huhn, das kann ich aber nicht verlässlich bestätigen, saß die Ausreißerin harmlos und vorwurfsvoll gackernd vor dem Stall.

Es gab aber auch richtig böse Rückschläge in dem einen Jahr. Einmal holte sich der Marder ein Huhn (was zwei ausnehmend hübsche Marder in Lebendfallen zur Folge hatte), ein andermal schlugen die Milben zu, die meiner Meinung nach die größte Hühnerplage sind. Nach drei Tierarztbesuchen mit falschen Diagnosen, zahlreichen Recherchen und umfangreichen Behandlungsversuchen erlagen schließlich trotzdem alle Hühner (und – wie so oft- brachte erst die Leichenbeschau die Todesursache zu Tage). Nun kehrte echte Betroffenheit und Trauer ein. So Hühner können einem richtig ans Herz wachsen.

Um die lange Geschichte abzukürzen: jetzt –nach allen erdenklichen Maßnahmen zur Hühnersicherung gegen innere und äußere Feinde- gibt es wieder drei hübsche Hühner und jeden Tag drei prachtvolle Eier. Erst heute bekam ich von meiner Freundin zwei ganz frische Frühstückseier geschenkt und sie schmecken fantastisch. Das Gehege ist noch besser vor dem Marder geschützt und auch so scheint es den gefiederten Haustieren recht gut zu gehen. Kein Wunder, sie werden nicht nur bestens umsorgt, manchmal werden sie so sehr betüddelt, dass Hündin Mara und ich fast neidvoll auf den Speiseplan blicken. Wenn es am Sonntag Shrimps aus der Dose gibt, dann spielen die drei Hühner verrückt: sie flattern hoch und picken in rasendem Tempo alles gierig aus der Hand. Was mich zur provokanten Aussage verleitete: das sind keine Eier mehr, das sind schon Goldnuggets. Was soll´s, wer sein Haustier liebt, der verwöhnt es, ist doch so, oder? Egal ob Hund, Katze oder Huhn.

Hühnerstall